Der typische
Heim-Ortsname besteht in der Regel aus Personenname + (Genitivendung)
+ heim. Dies ist auch bei Gabsheim der Fall. Die frühen Namensbezeugungen
deuten auf einen Personennamen Gaisbot, Gaisbod hin. Die ursprüngliche
Form des Ortsnamens wäre also so zu beschreiben:
Gaisbot + es + heim 'Heim des Gaisbot' |
Auch der Name Gaisbot läßt sich weiter erklären: Wie alle typischen germanischen Personennamen ist er zweigliedrig (z. B. Sieg-fried, Dank-wart, Volk-mar, Hilde-gard, Hed-wig usw.). Diese Zweigliedrigkeit ist aus dem Indogermanischen ererbt und begegnet auch in altindischen, griechischen, keltischen, altslawischen Namen. Die Namenglieder sind in der Regel Substantive oder Adjektive, die in der Welt der damaligen Namensträger eine große Bedeutung hatten: Recht, Herrschaft, Beratung, Besitz, Volk, Tiere, Waffen, Kampf. Offensichtlich wurden in früher Zeit, bei den Germanen beide Namenglieder sinnvoll aufeinander bezogen, später als man die Bedeutung der Teile nicht mehr richtig verstand, wurden sie auch oft mechanisch miteinander kombiniert.
Analysiert man die Zweigliedrigkeit von Gais-bot, so kommt man zu folgendem Ergebnis: Der erste Namensteil Gais- läßt sich an germanisch *gaiza- > *gaira- ' spitzer Stab, Wurfspieß' anschließen, das uns im Althochdeutschen als Ger 'Wurfspieß' und in gleichbedeutendem lat. gaesum 'Wurfspieß der Gallier' begegnet. Der zweite Bestandteil -bot, -bod gehört zum Wort bieten (bot, geboten), er ist aber eine eigene ablautende Wortbildung, wie althochdeutsch boto, im Sinn von 'Gebieter, Herr, Bote'. Will man bei dem Namen Gaisbot die beiden Glieder in Beziehung zueinander setzen, also dem ganzen Namen einen Sinn unterlegen, so könnte man etwa an 'Gebieter des Ger (Wurfspieß)' denken. Ob dies in der Zeit der Gründung Gabsheims (ca. 5.-6. Jh.) bei der Namengebung unseres Gaisbots so gemeint war, ist nicht mehr sicher.
Literatur:
Förstemann, Ernst: Altdeutsches
Namenbuch. Erster Band: Personennamen. 2. Aufl. Bonn 1900.
Kaufmann, Henning: Ergänzungsband
zu Ernst Förstemann Altdeutsche Personennamen. München, Hildesheim
1968.
Kunze, Konrad: dtv-Atlas Namenkunde.
Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet. München 1998.
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© Rudolf Post, Januar 2003