Zur Archäologie von Gabsheim
3. Publikationen über Funde und Ausgrabungen von 1900 - 1949
1903 Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst. Jg. 22. 1903. Museographie für das Jahr 1902. S. 423:
Bei Anlage der Staatsstraße zwischen Gabsheim und Bechtolsheim wurde ein römisches Gräberfeld geschnitten. Das Inventar von vier Gräbern augusteischer Zeit konnte für das Museum [Mainz] erworben werden, während eine größere Anzahl von Fundstücken leider durch Unachtsamkeit zerstört worden ist.
Grab 1. Schlanke, durch einpoliertes Netzwerk verzierte Urne, eine belgische Tasse mit Töpfermarke, drei sogenannte Krausenfibeln, ein kleiner Schlüssel von einem Schiebeschloss, ein Schlossblech und versilberte Beschläge von einer kleinen Truhe, ein durch Leichenbrand halbzerstörter Truhengriff aus Bronze und ein durch Feuer unkenntlich gewordenes Mittelerz.
Grab 2. Aschenurne von gedrungener Gestalt mit umgeschlagenem gereifeltem Rand, ein Teller aus terra nigra, ein Krug aus weisslichem Thon von schöner Form.
Grab 3. Hellgraue, schlanke Aschenurne mit spitz zulaufendem Rand, schönem Standreif und Verzierungszone; grosser Krug aus rötlichem Thon mit breitem, geripptem Henkel und angesetztem Fuss; Scheere aus Eisen.
Grab 4. Kleiner Krug aus weisslichem Thon; der Bauch hat die Gestalt einer gedrückten Kugel, der Hals ist scharf abgesetzt und zeigt einen Ring über dem Ansatz, die Mündung ist scharf profiliert, der schleifenartige breite Henkel gerippt. Ein belgischer Teller, der auf der oberen Seite drei im Dreieck gruppierte Stempel aufweist, die in Folge der Verwitterung der Oberfläche unlesbar geworden sind. Der Aschenbehälter, eine schlanke Urne wie in Grab 3, ist ganz zerdrückt.
1905 Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Gießen 1905. S. 155: Gabsheim, Funde: Bei dem Schanzenberg wurden germanische Urnen und Steinwerkzeuge gefunden, welche im Mainzer Museum aufbewahrt werden. Auf dem Heidenacker fanden sich römisches Mauerwerk, ferner römische Gefäße, Bronzefibeln, römische Münzen, auch wurden römische Gräber aufgedeckt. Die meisten Funde bewahrt das Mainzer Museum.
1923 Behrens, Gustav: Germanische Denkmäler der Frühzeit, hrsg. von der römisch-germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. I Denkmäler des Wangionengebietes. Frankfurt a. M. 1923. S. 8: Gabsheim. Mus Mainz, angekauft 1873.
Napf, dickwandig, außen rohe Bogenlinien eingetieft. - Mann kann zweifeln, ob das Gefäß nicht noch zur Spätlatènezeit zu rechnen ist. Es ist hier eingereiht worden, weil aus Gabsheim andere frühkaiserzeitliche Funde mehr einheimischen als römischen Charakters gemacht sind (Mus. Mainz, 1903); darunter sind die Distelfibeln zu rechnen, von denen je ein gestempeltes Exemplar in den Museen von Worms (Inv. 883) und Darmstadt (Altertümer II, XII Taf. 3,1 und Führer Darmstadt 1908 Taf. 4 links) liegt. Die Heimat dieser Distelfibeln scheint die Schweiz zu sein, von wo sie sich über die Rheinlande nach Frankreich und bis Böhmen ausgebreitet haben (zuletzt darüber: Viollier, Anz. f. schweiz. Altertumsk. 1915 S. 107). Einige gestempelte Exemplare ähnlich den Gabsheimern sind im Katalog Bingen S. 162 zusammengestellt.
1926 Robert Hinze: Heimatkunde des Kreises Oppenheim. In: Heimatkunde von Rheinhessen. Verlag Emil Roth Gießen [1926]. S. 9/10: Die Menschen der jüngeren Steinzeit waren Ackerbauern. Ihre Toten bestatteten sie in geschlossenen Friedhöfen, vielfach in Hockerstellenung. Die Gräber waren stets mit den notwendigen Geräten des täglichen Lebens und mit Knochen-, Muschel- oder Steinschmuck versehen. (Gräberfunde bei Dexheim, Gabsheim, Dienheim, Hahnheim, Schwabsburg, Wald-Ülversheim u. a. m., aufbewahrt im römisch-germanischen Zentralmuseum in Mainz).
1927 Mainzer Zeitschrift Jahrgang 22. 1927, Jahresbericht des Römisch-Germanischen Central-Museums in Mainz für die Zeit vom. 1. April 1926 bis 1. April 1927. S. 15:
Römische Zeit: Brandgräber der frühen Kaiserzeit wurden festgestellt bei … Gabsheim.
1927 Behrens Gustav: Bodenurkunden aus Rheinhessen. Bilderheft zur Vor- und Frühgeschichte Rheinhessens. Teil 1. Die vorrömische Zeit. Mainz 1927.

S. 18, Tafel 58: Glockenbecher aus einem Skelettgrab von Gabsheim. (Mus. Mainz). - Lit.: Lindenschmit, Westdeutsche Zeitschrift 13. 1894, S. 291, Taf. 5, 1. [<- Pachali 122].


1927 Keßler, P. T.: Jahresberichte des Altertums-Museums der Stadt Mainz für die Zeit vom 1. April 1926 bis 1. April 1927. In: Mainzer Zeitschr. 22, 1927, S. 29.
S. 29: In Gabsheim, Kr. Oppenheim, Gewann „hinter der Kirche“, Acker des Landwirts Herrn Thörle, ein Brandgrab, enthaltend große Urne und 2 kleine Krüglein, letztere beim Roden in Scherben geschlagen und wieder vergraben. Fund gemeldet durch den Vertrauensmann der Denkmalpflege, Herrn Lehrer Karst, daselbst; Geschenk des Herrn Thörle.
1927 Palzer, Georg: Gabsheim in Vergangenheit und Gegenwart. Maschinenschriftlich. Gabsheim 1927 [625 S.] Zum Autor: Georg Palzer, geboren 3. Februar 1873, aufgewachsen auf dem elterlichen Bauernhof in Gabsheim, besuchte das Gymnasium zu Bensheim, das Priesterseminar zu Mainz. Als Kaplan wirkte er in Sankt Stephan in Mainz, in Offenbach, Bodenheim und Finthen. War Pfarrer zu Hohensülzen bei Worms von 1904-1908, dann in Flonheim von 1908-1922, wurde dann Registrator der Bischöflichen Kanzlei in Mainz. Gestorben 1944 in Mainz, begraben in Gabsheim.
Er schreibt auf S. 10: Solche Steinwerkzeuge, "Steinäxte", "Pflugschar" aus Taunussschiefer, wurden auch hier beim Schanzenberg gefunden und in das Museum nach Mainz gebracht (siehe Lindenschmit: Die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit; Kofler: Archäologische Karte von Rheinhessen). Das Museum zu Worms birgt ein Skelettgrab aus der neolithischen Zeit d. i. der jüngeren Steinzeit, das in der Gemarkung Gabsheim aufgedeckt wurde (Kofler: Nachtrag zur archäologischen Karte).
S. 11/12: In der Gabsheimer Gemarkung sind an verschiedenen Stellen derartige römische Altertümer aufgedeckt worden. Im Mainzer Museum befinden sich aus Gabsheim: römische Gräber, Urnen und Münzen. Im Museum zu Worms: römische Gefäße. Im Museum zu Darmstadt: Römische Gefäße und Bronzefibeln. Die Fundstellen in der Gemarkung sind:
1. "zu Pitz", in der Nähe der Gemarkungsgrenze. Dort steckt heute noch römisches Mauerwerk; auch eine römische Münze vom Kaiser Antoninus Pius [138-161] wurde dort gefunden.
2. "auf dem Heidenacker". Nach älteren Aufzeichnungen ist er im "Gelbfeld" (früher Gälfeld) zu suchen. Im Text zur archäologischen Karte von Hessen schreibt Kofler: "Auf dem Heidenacker: a) römisches Mauerwerk, Z.d.M.Ver. I. 333 b) röm. Gefäße, Sigill. M. Darmstadt, M.M. Walter 77. c) Bronzefibeln M. Darmstadt, Walter 77. d) röm. Gräber. Funde im Mainzer Museum. e) röm. Münzen. M.M." Die Fundstelle ist die unterste Gewann und zwar das obere hochliegende Ende der Gewann an der Schornsheimer Gemarkungsgrenze. Der frühere Besitzer des Ackers, Philipp Schilling, hat dort gefundene Mauersteine beim Neubau seines Schuppens verwandt. Beim Ausheben eines Rübenlochs im Jahr 1924 kamen eine Menge Scherben von römischen Schüsseln zum Vorschein, darunter auch Terra-Sigillata-Schüsseln. Die Stelle ist schon sehr durchwühlt.
3. "beim Schanzenberg". Die hier gefundenen Urnen befinden sich im Mainzer Museum. Der Schanzenberg ist ein von Menschenhand aufgeführter Kegel, vielleicht durch die Römer; oder sollte er sich einmal als ein Keltengrab entpuppen? Im Mittelater war er der Schutz der in der Nähe gelegenen Burg; in Urkunden aus dem 16. Jahrhundert wird er "der Burgberg" genannt. Auf dem Schanzenberg kann eine Burg nicht gestanden haben, weil das Terrain viel zu kein ist. Für uns Gabsheimer hatte er immer etwas Geheimnisvolles. Bei Erbauung einer Scheuer (Kratz) zeigten sich dort große Höhlen, die nach dem Schanzenberg hinführten. Anfangs der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts [19. Jh.] ist dort in der Nähe Philipp Rückeshäuser beim Pflügen samt seinem Pferd in eine solche Höhle eingesunken.
4. "in unmittelbarer Nähe des Dorfes" heißt es nach einer Aufzeichnung, seien Steinsärge gefunden worden. Vielleicht ist damit die Stelle hinter der Kirche aus der unteren "Benn" gemeint, wo im Jahre 1927 beim Anlegen eines Weinberges eine römische Urne von circa 35 Centimeter Höhe in gut erhaltenem Zustand gefunden wurde, die in das Mainzer Museum wanderte. Die Fundstelle war auf dem Acker des Franz Thörle. 1930
1930 Jahresbericht der Denkmalpflege im Volksstaat Hessen 1913-1928, IVa. Darmstadt 1930. S. 112 und 114: Gabsheim: - April 1926: Auf dem Heidenacker im Gälfeld wurden viele römische Scherben gefunden, so daß die Annahme einer römischen Villa naheliegt. Die Stelle liegt von Gabsheim aus gerechnet im zweiten Tälchen und etwa 10 Minuten östlich der Landstraße nach Schornsheim. - April 1926: Unmittelbar hinter dem Orte an der Chaussee nach Bechtolsheim liegt ein kleiner Grabhügel von etwa 50 Schritt Durchmesser. [<- Pachali 201 Hinweis auf Hügelgrab hinter dem Ort an der Chaussee nach Bechtolsheim. Eine Schautafel im Museum Alzey gibt im Bereich südlich des heutigen Wasserhochbehälters einen hallstattzeitlichen Grabhügel an.] - März 1927: In der Gewann "Hinter der Kirche" (seitlich vom neuen Friedhof) wurden auf dem Acker des Landwirts Thörle beim Tieferroden des Feldes zwei kleine römische Krüge gefunden, leider aber zerschlagen. Eine Nachlese ergab Bruchstücke eines großen belgischen Tellers. Ein kreisförmig gezogener Graben, der z. T. noch in den nächsten Acker reichen soll, war auf der umgearbeiteten Ackeroberfläche durch dunkle Erde noch erkennbar.
1937 Rupp, Hertha: Die Herkunft der Zelleneinlage und die Almadin-Scheibenfibeln im Rheinland. Bonn 1937. S. 111
- Typ 14 C 6 Gabsheim Rheinhessen. kl. s'Fibel mit e'Rückseite. Mainz St. Mus. 3152. W. Z. 6, 1887, 306
- Typ 14 A 3 Gabsheim Rheinhessen. kl. s'Fibel m. Glasperlchen. Mainz St. Mus. 3158. W. Z. 6, 1887, 306
S. 115
- Typ 14 A 5 Gabsheim Rheinhessen. Rosette mit blauer Glasperle. Mainz St. Mus. 3154. W. Z. 6, 1887, 306
1940 Kühn, Herbert: Die germanischen Bügelfibeln der Völkerwanderungszeit in der Rheinprovinz. Text und Abbildungsband. Bonn 1940, 2. Aufl. 1965.

- S. 241 (Bügelfibel vom Typ Rommersheim) Gabsheim. Altertums-Museum Mainz. Inv. Nr. 3155. Größe 8,7 cm. Silber. Nach dem Katalog des Museums ist das Stück im Mai 1886 angekauft worden. Bisher unveröffentlicht. (Abb. Tafel 94, Nr. 28,4)
- S. 357 (Bügelfibel vom späten Typ Andernach) Gabsheim, Rheinhessen. Städt. Museum Mainz, Inv. Nr. 3150. Abguß im Röm.-Germ. Zentralmuseum in Mainz Nr. 9889. Größe 12,5 cm. Bronze. Angekauft im Mai 1886. Bisher unveröffentlicht. (Abb. Tafel 111, Nr. 49,6).

[<- Kühn 1974; <- Göldner 1987]
1949/50 Behrens, Gustav: Jahresberichte der Bodendenkmalpflege in Rheinhessen für 1948/49 und 1949/50. In: Mainzer Zeitschrift 44/45 1949/50, S. 157.
S. 157: Gabsheim, Gewanne „Uf Pütz“, Feld von Dreibus: Nach Mitteilung von Prof. Curschmann wurde hier eine Münze der Salonina gefunden. Rückseite PVDICITIA (Privazbesitz Gabsheim).

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© Rudolf Post, Oktober 2011

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