Zur Archäologie von Gabsheim
2. Publikationen über Funde und Ausgrabungen aus dem 19. Jahrhundert
1845 Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Alterthümer in Mainz.  1. Band, 3. Heft. Mainz 1844-48, S. 331-333. Darin Bericht von Ludwig Lindenschmit S. 331 ff: Die von dem histor. Verein in Mainz bis jetzt veranstalteten Ausgrabungen.
Eine zweite Untersuchung, im November 1844, betraf den Heidenacker bei dem Orte Gabsheim. Dieses Feld, ungefähr 20 Morgen groß, war damals nur zum Theil brach liegend und mit bestellten Feldstücken vielfach unterbrochen. Eine Ausgrabung der bald entdeckten römischen Mauerreste konnte daher nicht vollständig bis zur Herstellung eines Grundrisses ausgeführt werden, und Alles, was an den zugänglichen Stellen aufgefunden wurde, bestand aus einem 4 Fuß tief unter der Bodenfläche beginnenden Schutte von wohlerhaltenen großen Ziegeln, Bruchstücke von kunstvoll geglättetem und bemaltem antiken Mörtel, kleinen Bronze- und Eisenfragmenten und Gefäßscherben aller Art. Die Aschenschichte längs der Mauern wurde bis an das bebaute Land in einer Tiefe von 10 Fuß ohne anderes Ergebnis verfolgt, als daß die Ueberzeugung von dem früheren Dasein einer reichen und wohlgebauten römischen Niederlassung gewonnen wurde.
Auf weitere Erkundigung bei den Arbeitern nach etwa früher gefundenen Alterthümern, brachte einer derselben einen Hammer oder Axt aus Grünstein, von seltener Größe, welche er auf der entgegengesetzten Seite des Dorfes in der Nähe des sogenannten Franzosenrechs beim Feldbau ausgegraben hatte. Die Waffe hat das merkwürdige Maaß von 15 rhein. Zoll Länge und 3½ Zoll Breite, die rundgebohrte Oeffnung für den Stil und die Schneide sind trefflich gearbeitet. Da alle Andeutungen der Landleute die Fundgegend dieser Waffe, als die reichste an Alterthümern bezeichneten, so wurde dieselbe alsbald in Augenschein genommen, erwies aber nur wenig unbestelltes Feld, welches sofort umgegraben wurde.
Nach längerer Forsetzung der Arbeit, entdeckte ich ein vollständig erhaltenes römisches Grab, in welchem, um die große, schwarzgefärbte Aschenurne, im Kreise gestellt, zwei Krüge, zwei schöngeformte Näpfe und ein mit Epheulaub verzierter Teller aus rother Erde aufgenommen wurden.
Die ungemein rauhe Witterung nöthigte hierauf von der Untersuchung der weiteren Umgegend abzusehen.
Ganz in der Nähe des nämlichen Dorfes ließ der Vorstand im September 1845 eine weitere Nachgrabung anstellen. Dieselbe galt der Untersuchung des sogenannten Schanzenberges, eines runden Hügels welcher bis zu 40-50 Fuß offenbar künstlich erhöht ist, früher mit alten Bäumen bewachsen war und erst seit kurzer Zeit zum Feldbau benutzt wurde. Beim Schleifen der Höhe waren alte, offenbar germanische Urnen, Schädel und Todtengebeine zum Vorschein gekommen, und die Ackerpferde mehrmals in unterirdische Höhlengänge durchgebrochen. Auf der westlichen Seite war ein solcher früher geöffnet, aber aus Scheu nicht weiter untersucht worden.
Als wir nun bereits über einen halben Tag lang  mit 20 Arbeitern rüstig von verschiedenen Seiten in den Hügel vorgedrungen waren, jedoch noch immer ohne ein Resultat zu gewinnen, wurde plötzlich diese Tätigkeit durch Einsprache der Grundeigenthümerin unterbrochen, welche gegen die vorher getroffene Uebereinkunft, übertriebene Entschädigungsforderungen erhob, die in so weit bei der Ortsbehörde Unterstützung fanden, daß wir die begonnene Arbeit aufgeben mußten, ehe noch ein einziger der, auch von uns zuletzt entdeckten, unterirdischen Gänge untersucht war.
[<- Walther 1869, S. 77; Kofler 1894, S. 62; Pachali 1972, S. 127].
1858 Lindenschmit, Ludwig: Die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit. Mainz 1858. Bd. I, Heft II, Tafel 1, Abb. 2, Erläuterung:
Geräthe. A. Steinperiode: Werkzeuge von ungewöhnlicher Grösse, welche selbst in den nordischen, an Steingeräthen aller Art so überaus reichen Sammlungen zu den Seltenheiten gehören. Sie werden theils für Spaltkeile, zumeist aber für Pflugscharen gehalten. Abb. 2 Taunusschiefer. Fundort Gabsheim (Rheinhessen) - Museum zu Mainz. [<- Palzer S. 10: Solche Steinwerkzeuge, "Steinäxte", "Pflugschar" aus Taunussschiefer, wurden auch hier beim Schanzenberg gefunden und in das Museum nach Mainz gebracht; Pachali 1972, S. 127 (mit Zuweisung nach Wörrstadt)]
1869 Walther, A. F.: Die Alterthümer der heidnischen Vorzeit innerhalb des Grossherzogthums Hessen, nach Ursprung, Gattung und Örtlichkeit. Darmstadt 1869. S. 76 und 77:
Gabsheim - Bei Gabsheim auf dem Heidenacker hat man im J. 1844 röm. Mauerreste gefunden, wohlerhaltene große Ziegel, Bruchstücke von kunstvoll geglättetem und bemaltem antiken Mörtel, kleine Bronze- und Eisenfragmente und Gefäßscherben aller Art. Man schließt auf das Dasein einer reichen und wohlgebauten röm. Niederlassung. (Zeitschr. d. M. V. I., S. 333). Mehrere Gefäße aus terra sigillata und sehr schöne Bronzefibeln daher finden sich im Museum zu Darmstadt, viele andere Gegenstände im Museum zu Mainz. Auf der entgegengesetzten Seite des Dorfes ist ein röm. Grab aufgedeckt worden, dessen Inhalt in einer großen Aschenurne, im Kreise gestellt 2 Krüge, 2 Näpfe und ein mit Epheulaub verzierter Teller aus rother Erde war. (Ibid.) Bei dem Schanzenberg fand man germ. Urnen, Schädel und Todtengebeine. Keile und Meisel aus der Steinzeit finden sich im Mainzer Museum. [<- Kofler, S. 62]
Eine Karte im Anhang (oben ein Ausschnitt) gibt die Fundverbreitung an
1887 Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst. Jg. 6. 1887.
S. 306:
Erwerbungen für die Originalsammlung des Vereins zur Erforschung der rhein. Geschichte und Altertümer: Aus einem Fund von Gabsheim in Rheinhessen: 1 Spangenfibel aus Erz; 1 solche aus Silber; 1 kleine runde Almadinfibel mit Eisenunterlage, in der Mitte eine weisse Kittmasse; 1 kleine runde Almadinfibel auf Silber; 1 kleine rosettenförmige Fibel mit Almadinen und blauem Glaseinsatz. [J. Keller].
1891 Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst. Jg. 10. 1891.
S. 398:
Erwerbungen für die Originalsammlung des Vereins zur Erforschung der rhein. Geschichte und Altertümer, Mainz: Ankäufe und Geschenke: 7 Steinäxte aus Dudenhofen, 6 aus Gabsheim und 3 aus Trebur.
[<- Kofler, Nachtrag, S. 462: Steinäxte Museum Mainz. Westdeutsche Zeitschrift 1891, S. 398]
1892 Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst. Jg. 11. 1892.
 S. 240:
Paulus-Museum Worms: Bronzezeit: Aus der Samml. Wimmer: Arm- und Halsringe, sowie Nadeln aus Gundheim, Blödesheim und Gabsheim und 1 Bronzemesser aus Bermersheim.
[<- Eggert, S. 260, eine zusammengebogene Nadel (im Museum Worms BE 108) der Urnenfelderzeit aus Gabsheim]
 S. 241:
 Paulus-Museum Worms: Aus der Sammlung Wimmer: ... ferner Gefäße und einige Kleinaltertümer aus Bingen, Gabsheim, Alzei und Niefernheim ... [nächste Spalte]: An fränkischen Altertümern: ... dann 2 Glasbecher, Waffen, Perlen und Gefäße aus Gabsheim, Eichloch, Odernheim, Sörgenloch und Alzei.
[<- Kofler, Nachtrag, S. 462: Römische Gefäße. Museum Worms; Fränkische Grabfunde. Museum Worms. Westdeutsche Zeitschrift 1892, S. 241].
1894 Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst. Jg. 13. 1894.
S. 291:
Mainz, Sammlung des Vereins zur Erforschung der rhein. Geschichte und Altertümer. Vermehrung der Sammlungen durch Ankäufe und Geschenke. Vorgeschichtliche Altertümer: Ein becherartiges Gefäß aus Thon mit eingeritzten Verzierungen, abgeb. Taf. V No. 1. Der Thon ist durch Rötel gefärbt und der Raum zwischen den Zierstreifen glatt poliert. Dieses zu Gabsheim in Rheinhessen aus einem leider nicht weiter beachteten Skelettgrab erhobene Gefäss zeigt die Glockenform mit abgerundetem Boden, welche für die sog. neolithische Zeit so bezeichnend ist.
[<- Kofler, Nachtrag, S. 462: Skelettgrab aus der neolithischen Zeit; Behrens S. 18; Köster Taf. 24, 10; Pachali 122]
1894 Kofler, Friedrich: Archäologische Karte des Grossherzogthums Hessen. In: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde. NF 1. Band, Darmstadt 1894, S. 1-114.

S. 62 Gabsheim:
1) Bei dem Schanzenberg, Fl. 8: German. Urnen und Steinwerkzeuge. Mainzer Museum L. I. 2. 1. Walther 76 u. 77.
2) Auf dem Heidenacker:
a.) Röm. Mauerwerk. Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der Rheinischen Geschichte und Alterthümer in Mainz I. 333.
b.) Röm. Gefäße. Sigill. Museum Darmstadt. Mainzer Museum. Walther 77.
c.) Broncefibeln. Museum Darmstadt. Walther 77.
d.) Röm. Gräber. Funde im Mainzer Museum.
e.) Röm. Münzen. Mainzer Museum.
[die beigefügte Karte (Ausschnitt s. unten) zeigt für die Ortsmitte einen Grabfund (rot=Steinzeit, in Legende nicht erklärt!) und im Bereich der Gemarkungsecke nach Wörrstadt zu: Fund röm.Münzen, röm. Grab und Einzelfund (Steinzeit). Dieser Befund steht im Widerspruch zu Palzer, der den "Heidenacker" am Ende des Gelbfeldes lokalisiert!]

1899 Kofler, Friedrich: Nachtrag zur archäologischen Karte. In: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde. NF 2. Band, Darmstadt 1899, S. 439-481. S. 462:
Gabsheim: Fundort nicht genannt: Steinäxte Museum Mainz. Westdeutsche Zeitschrift 1891, S. 398; Skelettgrab aus der neolithischen Zeit. Westdeutsche Zeitschrift 1894, S. 291; Römische Gefäße. Museum Worms. Westdeutsche Zeitschrift 1892, S. 241; Fränkische Grabfunde. Museum Worms. Westdeutsche Zeitschrift 1892, S. 241. [<- Palzer S. 10: "Das Museum zu Worms birgt ein Skelettgrab aus der neolithischen Zeit d. i. der jüngeren Steinzeit, das in der Gemarkung Gabsheim aufgedeckt wurde".]

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© Rudolf Post, Februar 2010

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