E

 

ebbes Adv. 'etwas'. Du hosd ebbes kried.

eebsch Adj. 'verkehrt, nicht richtig', von Sachen und Menschen. Stell disch nedd so eebsch oo! Wörtl. äbig, eine Ableitung zu ab. SH I 41.

eeje schw. 'eggen', Part. Perf. ge'eed.

eens Art. 'diejenige, diese'. Eens hodd gesååd, sie grääscht (kriegte) e nai Klååd.

Eff f. 'Ulme', Pl. Effe. Unser Wort für den (bis vor wenigen Jahren) typischen rheinhessischen Dorf- und Gerichtsbaum, ist schon 1150 als iffa bei Hildegard von Bingen bezeugt. SH III 884 Iffe; DWb. IV 2, 2153 Iper.

Efferesch m. FlN. Åm Efferesch. Erster Wortteil zu Eff 'Ulme', zweiter s. Resch.

ehr Pron. 'ihr'. Ehr missen kumme 'Ihr müßt kommen'.

Ellschidd n. 'Zugscheit am Bauernwagen', vgl. Woo. Durch Verschiebung der Wortgrenze aus Sellschidd (Silscheit) entstanden, also Sellschidd > s' Ellschidd. In der Wagnerrechnung von 1869 findet sich Selscheid, im Schmiede­rech­nungs­buch J. Leister 1880-88 steht immer Sell­scheidt. SH V 1033.

embe schw. 'Obstbäume veredeln'. Wörtlich impfen, ein altes Lehnwort aus der Römerzeit, lat. imputare. SH III 895.

enennschogge schw. 'beim Klickerspiel die Kugeln in das Loch stupfen'; wörtl. hinein­schucken, vgl. schogge.

enfalle st. 'einfallen', Part. Perf. engefall.

Enn n. 'Ende'.

Ennkail m. 'dicke Wurst, Schwartenmagen'. Wörtl. Endkeutel, der zweite Wortteil zu mhd. kiutel 'Wamme'. SH II 201 Endkeutel.

enmache schw. 'Sauer-, Hefeteig anmachen'.

ennogge schw. 'einnicken, ein Nickerchen machen'; wörtl. einnucken, eine Nebenform zu nicken.

Erwesbeerig m. FlN. Åm Erwesbeerig. Hist. Beleg 1410: off Erweißberge (Rheinhess. FlN-Archiv). Wohl zu Erbse, mhd. erweiz.

esse st. 'esse', Part. Perf. gess. Hunn ehr schunn se Nååchd gess?

eschdemeere schw. 'achten, beachten'. Der werd awwer gaar nedd eschdemeerd. Frz. estimer. SH I 359.

Eschdrisch m. 'Estrichfußboden'.

Ewwer m. 'Eber', Pl. wie Sg..

 

F

 

fääe schw. 'die Nachgeburt abstoßen, von der Kuh'. Die Kuh hodd sisch gefääd.

Faarem m. 'Faden'. Eine Form mit auslautendem -m ist schon bei Otfrid von Weißenburg (um 870) als fadam bezeugt.

Fääsel n. 'Nachgeburt, bei Kühen'; wörtlich Fegsel zu fegen, vgl. fääe. SH II 400, K. I 73.

Faiole Pl. 'Märzveilchen'.

rsch f. 'Ferse'.

rsch m. 'Vers'.

Fassdeersche n. 'Reinigungsöffnung im Faßboden'; wörtl. Faßtürchen.

Fassenachd f. 'Fastnacht'. Am Fastnachtsdienstag zogen die verkleideten Kinder von Haus zu Haus und sprachen dabei den folgenden Heischevers: Es Mehl eraus, es Mehl eraus, sunschd bohr isch aisch e Loch ins Haus! Ein weiterer Vers: Howwel, howwel loo, die Fassenachd iss doo!

Fassenachder m. 'wer Fastnacht feiert, sich zur Fastnacht verkleidet'.

Fassriil m. 'Riegel vor dem Faßtürchen'.

faule Kees m. 'Handkäse'.

Feeh n. 'Vieh'. Haid oomnd hunn isch's Feeh gefiired.

Feelschesbrood n. 'Brot, das man vom Feld mitbringt, und das man den Kindern als etwas besonderes anbietet'. Wörtl. Vögelchensbrot. SH II 883.

feel Adv. 'viel'. Isch hunn feel Äärwed.

Feldhinkel n. 'Rebhuhn'.

Fellsalaad m. 'Feldsalat (Valerianella olitoria)'.

ferbaawerd Adj. 'außer sich vor Aufregung, vor Angst'; vgl. fergälschderd. SH II 438 verbabert.

ferbrenne schw. 'verbrennen', Part. Perf. ferbrennd (!).

ferduue st. 'vertun, verschwenden'. Der hodd sai ganz Geld ferdoon.

fergälschderd Adj. 'verstört, verängstigt, fassungslos'. Ein interessantes Wort, mhd. ver­galstern 'verzaubern', dieses zu galster 'Zaubergesang', bedeutet also eigentlich 'von einem bösen Zauber getroffen'. SH II 487.

fergrumbele schw. 'zerknittern'. Main Rogg iss ganz fergrumbeld.

ferhobbasse schw. 'etwas verkehrt machen, sich vertun'. Alleweil hunn isch misch grad verhobbassd. SH II 512 verhoppassen.

ferhulläggse schw.: 'sich durch Überanstrengung oder Unachtsamkeit einen Körperschaden zuziehen'. Isch hunn mer s Knie verhulläggst. SH II 513 verhulläcksen.

ferkollerd Adj. 'verschlafen, nicht richtig in der Reihe'. Isch sain noch ganz ferkollerd.

ferkoome schw. 'nicht gedeihen, im Wachstum zurückbleiben'. Des iss e ferkoomd Dier. SH II 519 verkamen, verquamen.

ferlesche schw. 'austrocknen und undicht werden, von Fässern, Holzbütten u. ä.'; wörtl. ver­lechen, zu gleichbedeutendem mhd. lechen, verwandt mit dem aus dem Niederdeutschen stammenden nhd. leck, lecken 'leck sein'. SH II 551 verlechen.

Fernsel n.: 'altes Hohlmaß für Getreide, Gefäß zum Getreidefassen'; Ra.: e Kobb wie e Fernsel 'ein dicker Kopf'. Handbuch A. Grode 1829: 2 Vernsel Corn ein Vernsel weitz. Schmiederech­nungs­­buch J. Leister 1880: 1 Virnsel beschlagen. Entstanden aus Viernzahl. SH II 722 Viernzel.

Ferrer f. 'Feder'; Pl. Ferrere.

Ferrerkail m. 'eben hervortretender Federkiel bei Geflügel'.

ferschdrigge schw. 'ersticken' . SH II 673 verstricken 2.

fersohle schw. 'verhauen'. Dem hunn isch rischdisch es Loch fersohld.

ferwerfe st. 'verkalben'.

ferzwadschere schw. 'in Angst, Panik geraten'. Ferzwadscher doch nedd! SH II 679 verzwat­schern.

feschbere schw. 'nachmittags im Feld etwas essen, vespern'.

Feschdbruurer m. 'herumziehender Bettler, Handwerksbursche'. SH II 390 Fechtbruder.

feschde schw. 'bettelnd herumziehen'; wörtl. fechten.

Fessele Pl. 'Haferrispen'. Mhd. vese 'Hülse des Getreidekorns, Spreu'. SH II 683 Fese.

Fieruhresse n. 'Mahlzeit, die man gegen 4 Uhr nachmittags zu sich nimmt'.

fiidere schw. 'füttern', Part. Perf. gefiired. Isch hunn's Feeh gefiired.

Fille n. 'Fohlen, junges Pferd'. Wörtl. Füllen, das vor allem süddeutsch ist und ursprünglich eine Diminutivform zu Fohlen darstellt. SH II 998.

finne st. 'finden'; Part. Perf. funn, gefunn. Isch hunn's funn.

Finschder n. 'Fenster'. Die laid im Finschder. 'lehnt sich (zum Herausschauen) ins Fenster'.

Fissemadende Pl. 'umständliches Tun, Umstände'. SH II 751 Fisimatenten.

Flååisch f. 'Fleisch', früher war bei alten Leuten die Aussprache Flååsch noch zu hören.

Flabbes m. 'läppischer, unzuverlässiger Mensch'.

Fleel m. 'Dreschflegel'.

Fleelsruud f. 'Stiel des Dreschflegels'; vgl. Ruud; Schmiederechnungsbuch J. Leister 1880: 1 Kapp auf 1 neue Flehlsruth gemacht.

fleeschde schw. 'Haare flechten'.

fleeze schw. 'sich hinlümmeln'.

flenne schw. 'weinen'. Flenn doch nedd wee'e jeerem Dregg!

flennse schw. 'weinen'. Intensivableitung zu flennen.

Flidseboo m. 'Pfeil und Bogen der Knaben'.

Flind f. 'Flinte', auch FlN. Uff de Flind. Benannt wegen der Form, die Ähnlichkeit mit einer Flinte hatte.

Floog m. 'Floh', Pl. Fleh.

Floss n. 'gepflasterte Rinne beiderseits der Straße'. Ablautbildung zu fließen. Mhd. vloz 'Fluß'. SH II 818 Floß.

Fohne m. 'Fahne'. Ån Froonlaischnååm henkd mer de Fohne eraus.

Fool m. 'Vogel', Pl. Feel, Dim. Feelsche, Pl. Feelscher. SprW.: Wann de Keffisch ferdisch iss, ferreggd de Fool.

Foor f. 'Furche', Pl. Foore. Die Form ohne -ch ist eine Eigenheit des Rheinhessischen um Alzey, Wörrstadt, Oppenheim; s. SH K. II 62.

Foorbehalt m. 'Vermögen, das bei der Hofübergabe von den Auszüglern zurückbehalten wird; Leibgedinge'. SH II 859 Vorbehalt.

fordmache schw. 'sich entfernen', auch für 'sterben'. Er hodd sisch fordgemachd.

Fråå f. 'Frau'. Pl. Frååe. RA.: Die Fråå hodd die Hosse oo.

frååschderlisch Adj. 'fürchterlich, schrecklich, widerwärtig'. Lautgesetzlich rückführbar auf eine Form freisterlich, dies ist eine Ableitung zu mhd. vreislich 'füchterlich'. SH II 941.

Fraid f. 'Freude'.

Frånzooseresch m. FlN. Åm Frånzooseresch.

Frazz f. 1.'Grimasse, verzogenes Gesicht'. – 2.'Gesicht', abschätzig. Isch haa der in die Frazz!

fremm Adj. 'fremd', subst.: En Fremme 'ein Auswärtiger'.

Frihjohr n. 'Frühling'. Im Frihjohr duud mer blanze.

frischmelgisch Adj. 'frischmelkend', von Kuh, Ziege.

frooe schw. 'fragen', Part. Perf. gefrood. Du freest sofeel. Hosd'n gefrood?

Froschgiegser m. 'altes, abgebrauchtes Messer'.

Fruchd f. 'Getreide'. Die Fruchd schdehd schee.

Fuggseresch m. FlN. Åm Fuggseresch, vgl. Resch.

Fuggseschwånz m. 1. 'Blattsäge mit Griff'. – 2. 'eine Pflanze, die in den Würzwisch kommt'.

Fun-de-Hand m. 'rechtes Zugpferd'; Ggs. Bai-de-Hand.

Fuurer n. 'Futter'.