Fossilien und Bohnerze in Gabsheim
Zeugnisse des ehemaligen Rupelton-Meeres aus dem Oligozän und des subtropischen Klimas im Eozän

Durch Wingertrodung angeschnittene Fossilienschicht
Auf dem linken Bild sieht man eine angeschnittene Schicht (hellere Färbung) mit Fossilien aus dem ehemals hier vorhandenen Meer. Es handelt sich um Wingertsgelände, das zur Neuanlage eines Weinbergs tief umgepflügt wurde. Zum Zeitpunkt der Aufnahme dieser Fotos (Februar 2000) lag die Schicht schon längere Zeit frei, der Frost des Winters hatte die Schollen gut zerkrümelt. 

Bei den Fossilien handelt es sich um keine Versteinerungen, sondern um die Schalen und Gehäuse von Muscheln und Schnecken, die vor ca. 30-20 Millionen Jahren hier am Meeresboden lebten.

Nicht nur in Gabsheim sind solche Fossilien zu finden sondern (und sogar noch reichhaltiger) in Weinheim bei Alzey, Albig, Eckelsheim, Sulzheim, Flörsheim, Hochheim, Bodenheim u. a.


Fossilien in Fundsituation im gerodeten Wingertsgelände
Die beiden folgenden Fotos zeigen, wie der umgepflügte Boden einer solchen Schicht von Nahem aussieht. Neben vielem Gekrümel, Steinen und sonstigem Gebrösel, das nur ein Fachmann richtig deuten kann, finden sich aber auch relativ unversehrte Exemplare von Muscheln und Schnecken, die auch der Laie unterscheiden kann. 

In der Mitte ein Exemplar einer Sandmuschel (Glycymeris), links schaut ein Stück einer Venusmuschel (Pelecyora) heraus, im mittleren oberen Teil sieht man eine etwas lädierte Turmschnecke (Pirenella plicata) und rechts unten eine Schinkenmuschel (Isognomon).

Muschel und Bohnerz 
Fossile Muschel und Bohnerz in Fundsituation 
Hier wieder ein Exemplar der Sandmuschel (Glycymeris) und zwar von innen und weiter links ein kleines rundes rostbraunes Bohnerzstück (s. Text und Bild weiter unten).

Jedoch nicht nur Reste von Meerestieren und Bohnerze lassen sich in der Gemarkung von Gabsheim finden, sondern auch Zähne von Kleinsäugern (Nagetiere) aus dem Oligozän. 


Vgl hierzu: Ekkehard Bahlo: Gebißreste von Cricetiden und Theridomydien (Rodentia) aus dem Mitteloligozän von Gabsheim bei Alzey (Rheinhessen). In: Mainzer geowissenschaftliche Mitteilungen 5. 1976, S. 5-10.

gefundene Fossilien
In der Gemarkung von Gabsheim gefundene Fossilien
Links eine kleine Sammlung von in Gabsheim gefundenen Fossilien. Neben den schon oben erläuterten Exemplaren von Glycymeris, Pelecyora, Isognomon und Pirenella findet sich ein in Gabsheim selten vorkommender Zahn vom Sandhai (Odontaspis denticulata) und die Schale einer Austernart.
Bohnerzknollen aus Gabsheim
Bohnerzknollen aus der Gemarkung Gabsheim
Bohnerze aus der Gemarkung Gabsheim. Bohnerze sind rundliche Knollen aus Brauneisenstein (30-50% Eisengehalt), meist erbsen- oder bohnengroß, aber auch bis zu 2-3 cm Durchmesser, die in Gabsheim zusammen mit fossilen Muscheln in schwerem lehmigbraunem Boden gefunden werden können. Das Bohnerz entstand im subtropischen Klima in der Zeit des Miozän (vor ca. 23 bis 5,3 Millionen Jahren) und des Pliozän (vor ca. 5,3 bis 2,58 Millionen Jahren) durch Verwitterung und Auflösung eisenhaltiger Kalke.

Vgl. hierzu: Joachim Bartz: Die Bohnerzablagerungen in Rheinhessen und ihre Entstehung. Berlin 1940.


© Rudolf Post, April 2011, letzte Änderung April 2019